Samstag, 25. Mai 2013

Eine OP ist nicht genug (2. Teil): Brustaufbau

Aller guten Dinge sind drei. Ob das auch OPs gilt?

Die SRS habe ich ja bereits erfolgreich hinter mir. Genauso wichtig ist mir jedoch auch ein Brustaufbau. Wer den Post "Die Bedeutung der GaOP für mich" gelesen hat, weiß auch warum.

Einen Brustaufbau kann man ohne Probleme in Deutschland durchführen lassen. Viele plastische Chirurgen haben auch recht viel Erfahrungen mit Transfrauen. Ins Ausland muss ich also nicht.
Auch rechtlich ist das Ganze seit dem BSG-Urteil im vergangenen September einfach: Wenn Körbchengröße A nicht erreicht wird ist der Brustaufbau bei Transfrauen praktisch eine Regelleistung geworden. Bei mir sind nach knapp 20 Monaten HRT vielleicht 5 oder 6 cm gewachsen, wenn überhaupt. Nötig für A wären 12 cm, das ist also eindeutig. Mal abgesehen davon, dass A mit Sicherheit optisch eher wenig hermachen würde.

Es bleibt also eher die Frage, wo ich das machen lasse und welche Fragen dabei zu beachten sind.

Zu den Fragen:

Es gibt runde und tropfenförmige Implantate. Die tropfenförmigen haben eine etwas bessere anatomische Form. Beiden Formen gemeinsam ist, dass die Brust zunächst einen "Halbe-Melonen-Effekt" aufweist, insbesondere, weil bei mir ja gar keine vorhandene Brust existiert. Das tropfenförmige Implantat nimmt dann wohl recht schnell ein natürliches Aussehen ein und hat nach oben auch einen schönen Brustansatz. Auch bei den runden  Implantaten kommt es in der Regel nach einigen Monaten zu einem natürlichen Aussehen, wenn sich die Haut und das Gewebe auch entsprechend gedehnt hat.
Anatomische Implante verfügen immer, runde meist über eine rauhe Oberfläche. Hierdurch wird das Risiko von Kapselfibrosen vermindert. Die Gefahr bei den anatomsichen (=tropfenförmigen) Implantaten ist, dass diese sich verdrehen können - was dann sicher weniger schick aussieht.

Die Implantate sind in der Regel mit Silikon gefüllt. Früher konnte dieses bei einem Riss in der umgebenden Haut durchaus auslaufen, das kann heute nicht mehr passieren. Der Inhalt der Implantate ist fest, auch wenn es sich anders anfühlt.

Die nächste Frage ist die der Projektion. Damit ist gemeint, wie stark die Brust nach vorne heraussteht. Die Größe der Implantate bemisst sich in ml. Für eine bestimmte Brustgröße muss das Implantat einen gewissen Durchmesser haben. Es ist klar: Je größer der Durchmesser ist umso weniger Projektion hat das Implantat bei gleichem Volumen. Bei den anatomischen Implantaten kommt noch hinzu, dass es hier nicht durch einen Durchmesser gibt, sondern zwei. Es sind also 3 Größenparameter zu beachten (Höhe, Breite und Volumen).
Die Hersteller der Implantate fertigen hier vielfältige Varianten, so dass die Wahl der Implantate genau an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden können.
Ich persönlich werde mich wohl für anatomische Implantate entscheiden. Da ja praktisch keine Brust vorhanden ist müssen die Implantate auch groß sein, eher die Obergrenze des chirurgisch machbaren. Das liegt da, wo ansonsten die Haut so stark gedehnt wird, dass die Verheilung des Schnitts nicht mehr gut gewährleistet ist, weil zu viel Zug auf dem Gewebe liegt.

Die Implantate können über oder unter dem Muskel platziert werden. Bei mir gibt es da eigentlich gar keine Frage: Es gibt nur wenig vorhandenes Gewebe über dem Muskel, so dass der obere Rand des Implantats ständig tastbar wäre. Es muss also unter den Brustmuskel.

Es gibt die Möglichkeit das Implantat über verschiedene Schnittführungen einzuführen. Am wenigsten sichtbar ist die Narbe in der Achselhöhle. Leider ist damit aber auch die Größe des Implantats beschränkt und die richtige Platzierung ist nicht so einfach. Weiterhin kann man am Warzenvorhof einen Schnitt setzen, das hat die größere Gefahr von Gefühlsstörungen der Brustwarze. Und schließlich der Schnitt in der Unterbrustfalte, der eine gute Platzierung auch großer Implantate ermöglicht. Das wird es wohl werden.

Es bleibt die Frage nach der erreichbaren Größe. Körbchengröße B sollte es schon mindestens sein, das ist aber nicht wirklich schwierig. Die Kosten sind bei allen Implantaten gleich. Mehr als C möchte ich auch nicht, dann wird es mit den Kleidergrößen schon wieder schwierig. Genau lässt sich die Größe nicht vorab ermitteln, lediglich abschätzen. Nach den Vorgesprächen wäre ich mit den Implantaten von gut 500ml wohl zwischen B und C, also voll im Wunschbereich.

Über Chirurgen, die geschlechtsangleichende Operationen durchführen, ist in der Szene sehr viel bekannt. Klar, die Komplikationshäufigkeit ist recht groß und die Ergebnisse optisch und funktional sehr unterschiedlich. Das ist bei einem Brustaufbau weniger spektakulär, daher kursieren auch weniger Informationen über die plastischen Chirurgen.
Ich habe einfach mal bei Facebook in einer Transgruppe nach entsprechenden Erfahrungen gefragt. Viel ist da leider nicht gekommen. Vorgeschlagen wurde Dr. Gruner in Oberhausen und Dr. Pasel in Hamburg. Beide haben mit TS Erfahrungen gemacht.

Am 06. Mai hatte ich das erste Vorgespräch bei Dr. Gruner in Oberhausen. Das Gespräch ist in einer sehr freundlichen Atmosphäre verlaufen. Zu den o.g. Möglichkeiten: Er implantiert nur Implantate mit rauher Oberfläche. Er empfiehlt runde Implantate, ist anatomischen aber nicht abgeneigt. Schnittführung in der Unterbrustfalte, angestrebte Implantatgröße 550ml. Der Vorteil hier ist, dass Oberhausen für mich sehr gut erreichbar ist, bei freier Strecke rund 90 min. Autofahrt. Die Wartezeit nach Kostenzusage beträgt drei bis vier Wochen, die brauche ich ohnehin mindestens für meine berufliche Planung. Mit 14 Tagen Ausfall sollte ich rechnen. Im Krankenhaus bleibe ich 2 Tage. Nachuntersuchungen nach 6 Wochen (solange muss einen sog. Stuttgarter Gürtel tragen), nach 3 Monaten und nach einem Jahr. Alles in allem scheint das eine gute Möglichkeit zu sein.

Das zweite Vorgespräch fand bei Dr. Pasel in Hamburg am 24. Mai statt. Auch dieses Gespräch verlief in einer sehr freundlichen Atmosphäre. Kurz vor dem Termin hatte ich noch mal auf die Website geschaut und keinen Hinweis auf eine Kassenzulassung gefunden. Da ist mir schon das Herz in die Hose gerutscht und ich hatte Angst dass ich den weiten Weg nach Hamburg umsonst gefahren bin. Dem ist aber nicht so. Er hat wohl Belegbetten im Asklepios Klinikum Barmbek und im Marienkrankenhaus. Da ich stationär privat versichert bin hat er mir die Asklepios-Klinik empfohlen, da ist die Privatstation oben mit Dachgarten...Und im Marienkrankenhaus wird wohl nicht immer ganz so positiv auf TS reagiert.
Die Beratung war sehr ausführlich und hat alle in Frage kommenden Alternativen berücksichtigt. Er empfiehlt auch eine Schnittführung in der Unterbrustfalte, die ist am wenigsten auffällig und auch für größere Implantate geeignet. Größe der Implantate ebenfalls um 500ml - das ergibt dann Körbchengröße C und ist mehr als ausreichend.
Die Wartezeit ist hier rund zwei Monate, in Ferienzeiten auch deutlich mehr. Dr. Pasel macht rund 200 Brust-OPs pro Jahr - hat also viel Erfahrung, auch mit TS. Krankenhausaufenthalt 4-5 Tage, auch weil die Entfernung nach Hamburg so weit ist. Ich werde wohl nach 10 Tagen wieder arbeiten können, das käme mir ja sehr entgegen. Es gibt auch 2 Nachuntersuchungen. Nach der OP muss ich für 6 Wochen einen strammen Sport-BH bzw. einen Stuttgarter Gürtel tragen, also ähnlich wie bei Dr. Gruner. Und jedes Jahr sollte einmal das Implantat untersucht werden, auch das bietet er an (kann man aber auch woanders machen).
Dr. Pasel will das Implantat teilweise unter den Brustmuskel setzen, nämlich nur den oberen Teil. Damit wird vermieden, dass sich die Brust mit der Anspannung des Brustmuskels bewegt, aber das Aussehen ist trotzdem sehr natürlich. Er hat als Ziel seiner OPs auch genau das gesagt: Es soll ein möglichst natürliches Gesamtbild ergeben. Genau das, was ich auch will.

Nach den beiden Gesprächen werde ich wohl zu Dr. Pasel tendieren, auch wenn Dr. Gruner mit Sicherheit auch sehr kompetent ist. Allein die Zielvorstellung war bei ihm richtig gut und entspricht genau meinen Vorstellungen, bei Dr. Gruner war ich mir da weniger sicher. Aber das ist ein reines Bauchgefühl - objektiv mögen die beiden sicher gleichwertig sein. Der Aufwand mehrfach nach HH zu fahren ist natürlich größer, letztlich aber auch begrenzt.
Jetzt werde ich also meinen Antrag abschicken sobald ich die Indikation von Dr. Pasel bekomme. Und dann heißt es Daumen drücken...

6 Kommentare:

  1. Gerade hat jemand hier einen anonymen Kommentar hinterlassen, in dem die "Operiererei" als Nötigung und Erpressung der Gesellschaft gebrandmarkt wurde.
    Es tut mir leid, aber einen solchen Kommentar, der dazu geeignet ist Betroffene als Gesetzesbrecher zu brandmarken, noch dazu anonym, werde ich nicht veröffentlichen.

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  2. Hätte ja lieber einfach nur ne private Nachricht geschickt oder ne Email oder so. Aber konnte keine Kontaktinformationen finden. Hab diese Seite zufällig über google gefunden. Und davon ab, dass ich die Informationen wirklich interessant finde finde ich es ganz toll, dass du dir diese Mühe machst. Ich werde auf jeden Fall alles hier durchlesen und dann auch regelmässig mal wieder reinschauen :)
    Achja, und freut mich sehr für dich, dass anscheinend doch so ziemlich alles nach deinen Vorstellungen läuft. Ich hoffe das wird sogar noch besser :)

    Liebe Grüße,

    Frl. C.

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    1. Hallo "Frl. C" (Fräulein???)
      Im Prinzip ist das ja möglich, da ich alle Kommentare erst freigeben muss.
      Also: Wenn jemand hier Kontaktinformationen schickt werde ich die natürlich nicht veröffentlichen...
      Im Moment komme ich aufgrund der zeitlichen Belastung durch Arbeit, Familie und der doch aufwändigen Nachsorge leider kaum zum Schreiben, werde aber den immer wieder hier was posten.

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  3. Hallo!
    Meine Frau und ich haben Deinen Blog lange verfolgt, denn Sie hat den Wunsch geäußert eine Verschönerung vorzunehmen. Ich bin eigentlich nicht für solche OPs, allerdings habe ich im Laufe der Zeit festegstellt, dass es durchaus etwas gutes haben kann. Sie hat sich in Frankfurt operieren lassen. Wenn es Dich interessiert, dann schau doch mal auf www.dr-ferbert.de.
    Ich drücke Dir die Daumen, dass Dein Wunsch ganz schnell in Erfüllung geht und bin gespannt auf neue Berichte!

    Liebe Grüße

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  4. Vielen Dank für den interessanten Artikel. Eine Brustoperation sollte wirklich gut bedacht sein. Auf jeden Fall sollte man sich mit einem Experten zusammen setzen und sich gut beraten lassen. Das wichtigste ist, dass man sich nach der OP wohlfühlt in seinem Körper.

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