Mittwoch, 27. März 2013

6 Wochen post OP: Eine kleine Zwischenbilanz

Vor nunmehr 2 Wochen bin ich aus Chonburi wieder zurück in Deutschland - es scheint mir schon wie eine Ewigkeit. Die GaOP selbst ist auch schon - oder erst! - 6 Wochen her. Das ist noch viel weiter weg, obwohl ich ja an die Folgen jeden Tag und ständig erinnert werde... Zeit für eine kleine Zwischenbilanz.

Das Einleben zu Hause ging, wie schon geschrieben, sehr schnell. Es mag sein, dass die besonderen Umstände meiner Rückkehr hier förderlich waren (fehlender Jet-Lag), wahrscheinlich ist es aber so wie bei jedem längeren Urlaub: Der Alltag hat einen schnell wieder. Ich komme ja nirgendwo fremd hin, ich bin hier seit über 15 Jahren zu Hause. So richtig Alltag ist natürlich auch noch nicht: Ich bin noch bis Gründonnerstag krank geschrieben und werde am Osterdienstag wieder arbeiten gehen. Dann sind noch eine Woche Ferien (da brauche ich die Kinder nirgendwo hinzubringen), und erst dann beginnt der wirkliche Alltag mit seinen ganz normalen Anforderungen.

Medizinisch gibt es nur wenig zu berichten. Die Heilung schreitet jeden Tag ein wenig weiter vorran, das merke ich z.B. daran, dass das Wundsekret weniger geworden ist. Es ist aber keineswegs verschwunden, genauso wie die wunden Stellen oder die oberflächlichen Nekrosen. Über das Wochenende gab es eine Phase, in der die Schmerzen ein wenig mehr wurden. Aus den gelegentlichen "Nadelstichen" wurde dann ein kontinuierlicher leicht brennender Schmerz, nicht besonders stark. Normalerweise könnte das ein Anzeichen für eine Entzündung sein. Beim Wasserlassen gab es aber keine Veränderung, insbesondere wurde es nicht schlimmer, so das ein Harnwegsinfekt (der durchaus vorkommen kann) erst mal ausschied. Inzwischen ist es auch wieder ganz normal und schmerzfrei.
Zeitweise kann ich jetzt auch ohne Sitzkissen ganz gut sitzen, je nach Untergrund. Beim Autofahren ist es ohne Kissen auf längeren Strecken sogar etwas angenehmer, weil ich durch die Ruckelei und das Bewegen immer in das "Sitzloch" rutsche, was einen unangenehmen Zug auf das Gewebe ausübt. In ein oder zwei Wochen werde ich mein liebgewonnenes "Pillow" dann vielleicht nur noch auf wirklich harten Untergründen brauchen - und dann wahrscheinlich nicht mehr immer dabei haben!

Das Dilaten macht mir im Moment überhaupt nichts aus. Es ist zwar manchmal lästig in der Mittagszeit immer wieder nach Hause zu müssen. Andere Aktionen gehen auch gar nicht: Der geplante Besuch mit unseren Kindern im Mathematikum in Gießen am kommenden Samstag fällt aus, weil wir dann den ganzen Tag unterwegs wären. Dilaten müsste zwangsläufig einmal ausfallen, das möchte ich im Moment nicht.
Inzwischen dilate ich nur noch mit der Größe L. Das Einführen ist zwar etwas schwieriger als mit Größe M und beim Überwinden des Abdominalmuskels auch etwas schmerzhaft und unangenehm. Es dauert aber nicht länger als erst mit M auf die volle Tiefe zu dehnen und anschließend das "Full Qualified Dilating" mit der Größe L durchzuführen. Die volle Tiefe erreiche ich nach 5 bis 10 Minuten. Dabei ist es fast egal, ob das letzte Dilating sechs oder auch mal neun Stunden her ist. Das finde ich gut, weil es mir ein wenig mehr Flexibilität gibt, vor allem wenn ich nächste Woche auch wieder anfange zu arbeiten. Sollte das so bleiben (die stärksten Narben-Kontrakturen kommen ja erst im zweiten und dritten Monat) entlastet das etwas meinen Tagesrhythmus ab Mitte Mai, wenn ich nur noch zwei mal täglich dilaten muss. Das wäre mir natürlich sehr recht. Es kann aber auch anders kommen und bei anderen Patientinnen ist das auch anders, da macht sich jede Stunde bemerkbar und für das Erreichen der vollen Tiefen brauchen sie auch mehr Zeit.
Das "Umrühren" fühlt sich übrigens gegen Ende des Dilatens richtig schön "weich" an. Die Tiefe (mit Dilator L) ist unverändert bei 17cm, inzwischen vielleicht sogar ein wenig mehr. Ausreichend ist es auf jeden Fall.

Es gibt für mich aber auch ganz andere sehr erfreuliche Entwicklungen, mit denen ich gar nicht gerechnet habe. Ich hatte erwartet, dass mich das ständige Dilaten ziemlich in Anspruch nehmen würde und eher eine Belastung ist. Tatsächlich geht es mir sehr leicht von der Hand. Im Moment fühle ich mich gar nicht belastet, im Gegenteil, es geht mir besser und ich bin ausgeglichener wie in den ganzen vergangenen Jahren. Noch Anfang des Jahres habe ich damit gerechnet, dass ich, wenn ich die ganze Nachsorge hinter mir habe, sicher irgendwann einmal in Kur fahren muss, um mich von dem ganzen Stress zu befreien. Es gab ja keine Nacht, in der ich mal durchgeschlafen hätte, zeitweise war ich dann auch richtig angespannt und kratzbürstig. Von Anspannung gibt es im Moment keine Spur. Und ich schlafe jede Nacht durch - das ist ja so erholsam! Ich weiß, dass es auch wieder andere Zeiten geben kann (und wohl auch geben wird).

Im Moment genieße ich es aber einfach so wie es ist. Und es ist gut so!

3 Kommentare:

  1. Hallo Sandra!

    Ich lese nach wie vor hier mit, auch wenn die Beiträge (naturgemäß) etwas spärlicher erscheinen. Vielleicht wäre es einfacher, sich mit Dir auf eine Tasse Kaffee zusammen zu setzen, aber das wollen zur Zeit sicherlich sehr viele, und Du wirst den einen oder anderen Satz bestimmt schon hundertmal gesagt haben.

    Deine Beschreibungen des Heilungsprozesses und der Umstände der Nachsorge sind sehr aufschlußreich. Man bekommt ein gutes Bild der Vorgänge, was für all diejenigen, die Dir auf Deinem Weg folgen wollen, sehr hilfreich sein dürfte. Allerdings bleibst Du in den Beiträgen sehr "technisch" und fokussierst Dich eher nüchtern auf die kleinen Dinge des Alltags.

    Es wäre natürlich auch interessant zu lesen, was in Deinem Kopf vorgeht - was es für Dich bedeutet, endlich diesen großen (abschließenden) Schritt in Deinem Transitionsprozeß vollzogen zu haben. Wie es sich anfühlt. Ob es Dich verändert hat.
    Aber vielleicht möchtest Du das gar nicht aufschreiben, oder Du nimmst Dir bewußt noch Zeit für einen derartigen Blogeintrag. Möglicherweise kann man es auch gar nicht zufriedenstellend in Worte fassen. Trotzdem: neugierig ist man als Leserin schon ein wenig.

    Ich wünsche Dir weiterhin einen zügigen und problemlosen Heilungsverlauf. Und den nötigen Überblick, alles logistisch auf die Reihe zu bekommen. Es wäre schön, wenn Du nach wie vor etwas Zeit für dieses Blog abzweigen könntest.

    Liebe Grüße,
    Yva

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    1. Hallo Yva,

      jetzt muss ich die Antwort zweimal schreiben, weil Google meine erste einfach im Daten-Nirmwana hat verschwinden lassen...

      Erst einmal vielen Dank für Deine Rückmeldung. Ich freue mich immer darüber weil es mir auch zeigt, dass die ein oder andere doch mal nachliest... Vielen Dank!

      Du hast natürlich recht. Zu der spannenden Frage, was die GaOP mir überhaupt bedeutet habe ich im Blog nur ein paar Aspekte angedeutet. Aber ausgeführt und dargestellt habe ich noch nicht wirklich.
      Ich werde die Anregung aber gerne aufnehmen. Ich kann mir vorstellen, dass ich dafür auch etwas mehr Zeit brauche - bis Montag ist die ja noch ausreichend vorhanden. :)

      Viele liebe Grüße
      Sandra

      P.S.: Mit der Tasse Kaffee ich auch keine schlechte Idee!

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  2. Es gefällt mir,wie du die ganze Sache angegangen bist,und das Ergebnis spricht für sich.Wenn ich da das Gejammer in vielen Blogs höre,ist dein Blog einfach klasse. Wünsche dir weiter eine schnelle Rekonvaleszens und einen guten Arbeitsanfang.

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