Dienstag, 26. Februar 2013

14. Tag nach der OP: Einfach Zeit haben

Inzwischen machen sich doch einige Menschen sorgen, die hier regelmäßig mitlesen, weil ich jetzt 3 Tage nichts von mir habe hören lassen.
Zur Beruhigung: Mir geht es weiterhin gut / besser. Die Nekrosen an der linken kleinen Schamlippe sind immer noch da - heute nachmittag ist wieder eine Nachuntersuchung von Dr. Suporn, da werde ich mehr erfahren. Die werden auf jeden Fall noch abgetragen solange ich hier bin. Leider ist die "kleine" Schamlippe auch ziemlich geschwollen, so dass sie die "großen" bei weitem in den Schatten stellen. Das sieht im Moment leider weniger ästhetisch aus. Die Assistentinnen sind da aber ganz gelassen... so sollte ich auch ein wenig Geduld mitbringen. Die OP ist schließlich erst 2 Wochen her und ich bin erst seit einer Woche wieder im Hotel - es scheint eine Ewigkeit!

Das ist etwas was ich hier unendlich genieße - einfach Zeit haben. Morgens und abends die Dilation - das ist gut zu verkraften. Ein ausgiebiges Frühstück - das reicht bei mir dann für den ganzen Tag, d.h. es bleibt meine einzige Mahlzeit. Wenn wir Lust haben setzen wir uns ein wenig in die Hotellobby und treffen dort (manchmal) einige andere von uns. Wir gehen ein wenig spazieren und schauen uns in den Geschäften um. Und mindestens jeden zweiten Tag fahre ich in die Klinik um andere Frauen dort zu besuchen. Ansonsten lese ich wenig, Mail, Facebook und Blog sind im Moment nicht mehr ganz so wichtig - und Miriam und ich quatschen den ganzen Tag. Über uns, wie wir sind, wie wir sein wollen, natürlich über andere :-), über Beauty, über Miriams anstehende Veränderungen usw. usw.
Halt alles so Themen die (TS-) Frauen so interessieren. Und damit ist unser Tag sehr reichhaltig gefüllt. Ich kann es genießen nicht mehr jeden Tag wie zu Hause in einem engen Zeitkorsett von all den Familienaufgaben hin zur Arbeit und abends wieder Familie hin und her zu wechseln - ohne je wirklich Zeit für mich zu haben. Selbst so etwas wie Epilation oder SHG sind ja letztlich auch Stationen in einem dicht gepackten Tagesablauf, auch wenn ich sie gerne mache.
Und so - ich traue es mich kaum zu sagen - ist es schön von der Arbeit frei zu sein und auch von allen familiären Aufgaben. Manchmal kurze Absprachen am Telefon, ansonsten bin ich im Moment nicht zuständig. Aber wir telefonieren jeden Tag mindestens einmal und meist auch ganz ausgiebig. Ich freue mich von zu Hause zu hören, was die Kinder so machen, ab und zu auch mal eins am Telefon zu haben.  Ich werde mich freuen, in 14 Tagen wieder zurückzukommen - aber diese 14 Tage werde ich hier genießen - jeden einzelnen!!!
Den Schnee in der Heimat kann ich mir gar nicht mehr vorstellen. Ich laufe hier seit dem ich hier bin nur in Sommerklamotten rum. Wer auch immer mich vom Flughafen abholen wird: Eine dickere Jacke wäre nicht schlecht. Denn bis ich die schönen Sommerröcke alle wieder auspacken kann wird es ja dann doch noch eine Weile dauern....
Heute nachmittag gibt es eine weitere Untersuchung bei Dr. Suporn, morgen gibt es einen Ausflug nach Pattaya und ich wollte auch noch etwas über FFS schreiben. Themen gibt es also noch genug - ihr werdet die nächsten Tage wieder etwas mehr von mir hören. Und Bilder werde ich dann auch noch mal einstellen.
An alle die diese Zeilen lesen viele liebe Grüße in die weit entfernte Heimat!

4 Kommentare:

  1. Vor allem finde ich, dass nach allem, was Trans*Menschen in der Gesellschaft und durch Gutachter und Leitlinien so alles durchmachen müssen, wir uns die Freie Zeit und all die Ausflüge und die gute Pflege, die es von Dr. Suporns Mitarbeitern gibt, auch wirklich verdient haben. lg, "Persephone" ;)

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    1. Ja, Du hast Recht. Bei mir sind es natürlich die gesamten Lebensumstände, von denen ich zurzeit "Urlaub" habe...
      Aber ich finde die Akzeptanz, die Freundlichkeit und die wirklich gute ganzheitliche Pflege außerordentlich wohltuend. Es ist viel viel mehr, als bei uns in Deutschland selbst dann zu erwarten ist, wenn es eigentlich ganz gut läuft. Die Selbstverständlichkeit und Normalität im gegenseitigen Umgang ist einfach umwerfend.
      Ich wünsche Dir auch eine schöne Zeit hier in Chonburi - und auch die Möglichkeit, es etwas zu genießen. Am Donnerstag werde ich zu Deiner Entlassung mitkommen - Bis dahin alles Gute!

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  2. Ich kann mir gut vorstellen, daß diese große Entspannung und Ruhe, von der Du schreibst, Dich ein wenig vom Bloggen abhält. Eine Art "Zwang", regelmäßig einen Blogeintrag zu verfassen, wäre in Deinem Alltagsleben ja auch nur ein weiteres Element jenes engen Zeitkorsetts, dem Du gerade in Thailand für ein paar Wochen entfliehen kannst.
    Und hinzu kommt sicherlich auch die Erleichterung, endlich diesen so wichtigen Schritt innerhalb deines Transitionsprozesses hinter Dich gebracht zu haben - mit (insofern ich es richtig gelesen habe) erfreulich wenigen Komplikationen.

    Eine Frage am Rande habe ich auch noch: Was macht man während der Dilation? Muß man liegen? Kann man sitzen? Muß man sich auf etwas konzentrieren oder kann man dabei lesen oder telefonieren? Ist die halbe Stunde eine exakte Zeitvorgabe oder kann es auch mal 10 Minuten länger dauern?

    Sandra, ich wünsche Dir, daß Du die nächsten Tage weiter genießen kannst (mit entspannenden Gesprächen, vielen Erkenntnisen und neuen Kontakten) und daß der Heilungsprozeß weiterhin so gut voranschreitet. Nimm diese Zeit erinfach mit und sei vor allem froh, daß Du in Thailand von dieser nervigen Grippewelle hier in Deutschland verschont bleibst (*schnief*, *hust*).

    Liebe Grüße, Yva

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    1. Hallo Yva, vielen Dank für Deine netten Zeilen. Zur Dilatation habe ich gerade noch einen weiteren Eintrag geschrieben. Bislang ging (mit HIlfe von aureichend Küchenkrepp) telefonieren genauso wie lesen (meistens letzteres) oder auch unterhalten mit Miriam :-) Nur beim Einführen ist es etwas unangenehm, da kann zumindest ich mich nicht noch auf etwas anderes konzentrieren, da muss ich meinen Schmerz wegdrücken können. Ist aber nicht so schlimm wie es jetzt geschrieben aussieht!!!
      Liebe Grüße
      Sandra

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