Dienstag, 5. Februar 2013

Eine Woche vor der OP - Zeit für Abschied?

Vor einiger Zeit wurde eine Moderatorin unserer Selbsthilfegruppe, die vor etlichen Jahren ihre GaOP hatte, gefragt, ob sie sich denn von ihrem männlichen Genital verabschiedet hat.
Eine seltsame Frage, die mich aber in den letzten Wochen immer wieder beschäftigt. Es ist ja auch ein Thema, welches normalerweise gar keins ist, weil es für das normale Leben viel zu intim ist.
Also: Wer das jetzt nicht haben kann: Bitte weglesen! Denn jetzt wird es durchaus intim.

Mir geht durch den Kopf, welche Rolle mein Genital denn eigentlich für mich hatte. Auf jeden Fall keine negative. Ich hatte nie das Bedürfnis mich am liebsten kastrieren zu wollen oder sonstwie eines überflüssigen Teils meines Körpers zu entledigen. Auch misshandelt habe ich es nie. im Kopfkino war ich ohnehin immer Frau - und so habe ich auch meine Orgasmen erlebt. Das war von Anfang an so, seitdem ich zehn, elf oder zwölf Jahre alt war. Also durchaus eine positive Erfahrung, die zu meinem gefühlten Inneren passt.
Es hat mir auch ermöglicht Kinder zu bekommen. Auch um diese Erfahrung bin ich froh, ich möchte keines meiner Kinder missen. Auch wenn ich bei jedem richtig neidisch auf meine Frau war, denn wenigstens eins hätte ich ja auch gerne selbst bekommen. Da braucht die Medizin wahrscheinlich noch ein paar Jahrzehnte...
Der Beischlaf als solches war allerdings etwas, was mir völlig falsch daher kam. Das Kopfkino hat da nicht funktioniert. Ich war halt einfach in der falschen Rolle! Die Aussage "Du bist ein toller Mann" hat mich  bis ins Mark getroffen - das war ich ja nun auf keinen Fall.
Seit meinem vollständigen Wechsel ins richtige Geschlecht haben sich für mich aber schon Einschränkungen ergeben. Ins Schwimmbad habe ich mich nicht mehr getraut. Was als Mann noch selbstverständlich ging ist als Frau mit männlichem Genital kaum mehr möglich. In unserem Schwimmbad gibt es nur nach Geschlecht getrennte Duschen...
Auch der morgendliche und abendliche Blick in den Spiegel zeigte mir den Bruch überdeutlich auf. Da hilft dann auch kein Kopfkino mehr, die Person im Spiegel ist erkennbar ein Mann.

Und so wird es doch Zeit für mich Abschied zu nehmen. Mit diesem Schritt endet eine Epoche meines Lebens und eine neue beginnt. Endlich Frau? Nein, das war ich immer schon. Jetzt gibt es nur eine wichtige Stelle mehr an meinem Körper, die auch so aussehen wird.

Es ist auch eigentlich kein wirklicher Abschied. Denn ich bekomme ja etwas zurück! Bis auf Hoden (will ich auf keinen Fall mehr!) und Schwellkörper (brauch ich auch nicht mehr!) wird ja alles wiederverwendet. In meinem männlichen Genital ist das weibliche ja schon enthalten - es braucht nur ein bisschen Nachhilfe durch einen erfahrenen plastischen Chirurgen.
Ich habe mein Genital nie so bewusst wahrgenommen wie in den letzten Wochen. Beim Autofahren oder auch jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe. Wie wird sich das wohl anfühlen in einigen Wochen, wenn der Operationsschmerz mal nachgelassen hat? Eine freudige Spannung macht sich bemerkbar - schon bald werde ich es wissen!

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