Montag, 18. Februar 2013

18.02.2011: erstes öffentliches Outing (6. Tag post OP)

Es ist heute exakt 2 Jahre her als ich mich das erste mal traute mich überhaupt irgendeinem anderem Menschen zu outen. Durch meine Recherchen bin ich auf die Selbsthilfegruppe txkoeln getroffen, die sich jeden Freitag abend in Köln im Stollwerkhaus trifft.
Auf den Veranstaltungskalender habe ich gar nicht geschaut, und so bin ich mitten in einen Themenabend zum folgenden Thema geraten:

"Umgang mit schwierigen Situationen - Erfahrungsaustausch und Diskussion
Leider kommt es immer noch vor, dass insbesondere transidentische Frauen in der Öffentlichkeit ausgelacht oder sogar angepöbelt werden.
Was bedeuten solche Situationen für die Betroffene? Wie begegnet man solchen Situationen am besten? Darüber diskutieren wir heute und zeigen Lösungen auf."


Zu Gast war der Dipl. Psychol. Bernhard Breuer, der sehr viel Erfahrung  in der Begleitung Transidenter Menschen hat. Das Thema als solches war ja eigentlich wenig geeignet jemandem wir mir, der sich in diese Gruppe gezittert hat, Mut zu machen, sich genau in diese schwierigen Situationen hineinzubegeben. Ich bin dort natürlich noch als Mann hingegangen, eine Möglichkeit als Frau gab es für mich in dieser Zeit noch nicht. Ich hatte Angst und war gehemmt, aber trotzdem froh andere Transfrauen kennenzulernen. Welche, die auch 1,90m groß sind, welche, die risiege Schuhe benötigen, welche, die sich irgendwann trotz aller Widrigkeiten auf den Weg gemacht haben. Wenn andere das können, warum sollte es mir verwehrt sein?

Nach der Gruppe habe ich mich noch mit Herrn Breuer im Café getroffen und Möglichkeiten der Begleitung besprochen. Mir war eigentlich sofort klar, dass ich zu Herrn Breuer will und sonst nirgends. Die formalen Schwierigkeiten konnte ich gut umschiffen und so konnten wir bereits nach einem Monat eine probatorische Sitzung machen und sind dann sofort in den begleitenden Prozess übergegangen. Günstiger hätte dieser erste Abend für mich nicht sein können. Die Entscheidung für Herrn Breuer habe ich nicht nur zu keiner Zeit bereut, ich empfinde sie aus jetziger Sicht (ich bin ja immer noch da) als eine sehr kompetente Lebensbegleitung und als gute Möglichkeiten Entscheidungen im Trans-Prozess kritisch zu reflektieren.

2 Jahre später sitze ich jetzt im Krankenhausbett mit meinem schönen Blick auf die Bucht vor Chonburi und lasse das Revue passieren. Was ist nicht alles in den zwei Jahren passiert - wie habe ich mich in vielen Dingen verändert. Äußerlich wie innerlich. Wenn ich alte Fotos schaue bin ich mir inzwischen richtig fremd geworden, auch wenn ich das natürlich auch bin. Es ist doch Teil meiner Geschichte. Aber ich bin in meiner neuen Rolle angekommen und lebe diese auch mit Selbstverständlichkeit. Vieles ist vielleicht kompromissbehaftet,manches nicht perfekt, es ist aber authentisch und ich schäme mich nicht dafür. Und ich habe auch keine Lust mich von einem Rollenklischee ins nächste schubsen zu lassen.

Morgen wird es wieder mehr aus dem KH zu berichten geben: Entfernung des Katheters, des Vaginal-Packings, das erste Bougieren, ob meine Köperfunktionen es auch so tun, wie sie es sollen... Ich werdet es hier lesen können.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen